Kindheit, Jugend, Ausbildung:
Charlotte E. Pauly wurde wie ihre Schwester Hilde (verh. von Wilucki) als Tochter des Großpächters Adolf Pauly und dessen Frau Marie geboren. Sie besuchte das Mädcheninternat in Bolkenhain
(Bolków) und das Realgymnasium in Breslau (später Wroclaw). Nach einem Abschluss in Zoologie studierte sie von 1909 bis 1915 Kunstgeschichte, klassische Archäologie, Literaturgeschichte und
Philosophie in Heidelberg, Berlin und Freiburg. 1915 promovierte Charlotte in Würzburg zum Thema Der venezianische Lustgarten. Seine Entwicklung und seine Beziehungen zur
venezianischen Malerei (1916 publiziert im Heitz Verlag, Straßburg). 1913/1914 unternahm sie zu diesem Zweck Forschungsreisen durch Italien. Hier entstand der Plan, Malerin zu werden.
Reisen:
Nach einigen Jahren im heimischen Riesengebirge unternahm Charlotte E. Pauly 1925/26 und 1928/29 ausgedehnte Reisen nach Spanien, wo sie Schülerin des Malers Daniel Vázquez Díaz wurde und unter
anderem Federico García Lorca ins Deutsche übersetzte. 1928 erschien Die glückliche Halbinsel, ein Buch mit ihren Reiseaufzeichnungen. Vom Spätsommer 1929 an hielt sie sich mit
Unterbrechungen bis Februar 1932 in Nazaré in Portugal auf. Von dort brach sie, meist allein, zu einer großen Orientreise auf, die sie bis Dezember 1932 durch Griechenland, Libanon,
Palästina, Syrien, den Irak und Persien sowie durch den Süden der Sowjetunion führte.
Jahre in Agnetendorf:
Nach der Rückkehr nach Schlesien ließ sich Charlotte Pauly 1938 in Agnetendorf (heute Jagniatków) nieder. Dort freundete sie sich mit Gerhart Hauptmann und dessen Frau Margarete an. Sie fertigte
daraufhin Illustrationen zu Hauptmanns Insel der großen Mutter. Nach Hauptmanns Tod am 6. Juni 1946 konnte Pauly mit dem Sonderzug, der den Leichnam des Dichters in die Sowjetische
Besatzungszone überführte, aus dem polnisch gewordenen Agnetendorf ausreisen. Sie ließ sich in Berlin-Friedrichshagen nieder und wohnte dort bis zu ihrem Tod.
Berliner Jahre:
In Berlin knüpfte Charlotte Pauly Kontakte zu zahlreichen bildenden Künstlern der DDR, darunter Dieter Goltzsche, Egmont Schaefer und Sella Hasse. Seit 1958 wandte sie sich der Druckgrafik zu und
griff dafür alte Motive von ihren Reisen wieder auf. Im hohen Alter erfuhr sie erstmals eine breitere öffentliche Anerkennung und konnte ihre Werke in zahlreichen Ausstellungen zeigen. Ihre
schriftstellerischen Arbeiten kursierten als Abschriften in ihrem großen Freundes- und Bekanntenkreis, zu dem außer den oben Genannten etwa auch der Schriftsteller Johannes Bobrowski und der
Liedermacher Wolf Biermann gehörten. In ihren letzten Lebensjahren war Charlotte E. Pauly in Ost-Berlin „so etwas wie eine Institution“.[1]
Im Jahr 1998 wurde Charlotte Pauly posthum geehrt, indem eine neue Straße, zwischen Aßmannstraße und Müggelseedamm in Friedrichshagen verlaufend, den Namen Charlotte E. Pauly-Straße
erhielt.[2]
Werk:
Schriftstellerische Arbeiten:
Die glückliche Halbinsel. Straßburg 1928.
Der Tiger und die Harfe. Roman aus dem schlesischen Barock. Hamburg 1944.
Das Weib auf dem Tier, Bildergeschichte in Bänkelreimen o.D.
Ausstellungskataloge und Dissertation s. Anita Kühnel: Charlotte E. Pauly. Katalog zur Ausstellung des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin. Berlin 1986.
Johanna Brade: Die glückliche Halbinsel. Katalog zur Ausstellung der Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz. Görlitz 2000.
Der venezianische Lustgarten. Seine Entwicklung und seine Beziehungen zur venezianischen Malerei. Dissertation, Straßburg 1916.
Literatur:
Anita Kühnel (Hrsg.): Ein schlesisches Fräulein wird Weltbürgerin. Die Malerin und Schriftstellerin Charlotte E. Pauly in Selbstzeugnissen. Berlin 2012,
Anita Kühnel: Charlotte E. Pauly, eine Europäerin aus Friedrichshagen. Berlin 2004 (Friedrichshagener Hefte Nr. 43).
Anita Kühnel: Charlotte E. Pauly. Verzeichnis der Tiefdrucke. Berlin 1993.
Anita Kühnel: Die Graphik Charlotte E. Paulys. Alterswerk zwischen biographischer Reminiszenz und philosophischem Lebensbekenntnis. Münster, Hamburg 1994.
Klaus Werner: Pauly. Dresden 1984 (Reihe Maler und Werk).
Lothar Lang: Charlotte E. Pauly. In: Begegnungen im Atelier. Berlin 1975, S. 7–13.
Anke Scharnhorst: Pauly, Charlotte E.. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010,
Einzelnachweise:
1) Anita Kühnel in: Ein schlesisches Fräulein wird Weltbürgerin. 2012, S. 10
2) Charlotte E. Pauly-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert).
Angaben dank A. Kühnel
von Sigrun Dreschel transkribierte Gästebucheintragungen aus Luzern, wo Ch.Pauly des öftern zu Gast war ( sieben Einträge im Luzerner Gästebuch zwischen 1953-77).
Gerhart Pohl wurde am 9. Juli 1902 in Trachenberg/Schlesien geboren. Sein Vater arbeitete als Sägemeister und Landwirt, die Mutter war eine direkte Nachfahrin des Barockdichters Martin Opitz. Nach seinem Besuch des Breslauer Gymnasiums studierte er Germanistik und Literaturgeschichte in Breslau München und Berlin.
Von 1926 bis 1930 leitete er in Berlin das linksgerichtete kulturpolitische Kampforgan der „Neuen Bücherschau“, außerdem arbeitete er als Verlagslektor. Nach ausgedehnten Reisen durch Europa, Asien und Afrika kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich während des Zweiten Weltkriegs in Wolfshau im Riesengebirge nieder, um dort als freier Schriftsteller zu arbeiten und dort seine bekanntesten Bücher zu schreiben. Durch seine Initiative, Verfolgten des NS-Regimes zur Flucht ins Ausland zu verhelfen, wurde er 1935 von den Nationalsozialisten aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen und erhielt im Jahr 1939 ein Publikationsverbot. Pohl gehörte mehrere Jahre dem Kreis um Gerhart Hauptmann an und kam nach der Überführung Hauptmanns nach Hiddensee wieder nach Berlin, wo er zunächst als Redakteur der Zeitschrift „Aufbau“ arbeitete. 1957 erhielt er den ostdeutschen Literaturpreis der Künstlergilde Eßlingen für Heimatverurteilte Künstler und 1962 den Koppel-Literaturpreis der Stadt Minden. Er war Vorsitzender des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS) Berlin e.V. und seit Januar 1959 Präsident des Deutschen Schriftstellerverbandes. Ferner bekleidete er das Amt des Vizepräsidenten der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und war Mitglied des deutschen PEN-Zentrums, sowie der Vereinigung der deutschen Schriftstellerverbände und erhielt 1953 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Der Senat von Berlin sprach Pohl Dank und Anerkennung dafür aus, dass er während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft mit seiner antifaschistischen Liga (in Krummhübel bei Agnetendorf) ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit, bedrohten Verfolgten Schutz und Hilfe gewährte.
Im Alter von 64 Jahren verstarb Gerhart Pohl nach langer Krankheit am 14. August 1966 in Berlin; sein Grab ist im Zehlendorfer Ehrenfriedhof.
s.a. Biographie in :Kulturportal West-Ost von Günter Gerstmann:
(http://kulturportal-west-ost.eu/biographies/pohl-gerhart-3)
Gerharts Schwester Lisa (+2006) gleicherweise mit den Weddigens und dem Clan der Dissidenten um Jochen Klepper befreundet, blieb nach der Vertreibung der Deutschen aus Polen in ihrem Häuschen in Wolfshau, wo sie erst unlängst als fast 100-jährige verstarb. E.W. besuchte sie dort auf Anregung Sigruns Dreschel auf seiner Polenreise nach Agnetendorf in den 70er-Jahren und unterhielt sich lange mit ihr, die von unglaublicher Beredtheit und Wachheit geblieben war.
s.a Ullrich Junker Bodnegg 2006, www.riesengebirgler.de Lisa Pohl in memoriam
Werke:
Der Ruf, 1934
Bin ich noch inmeinem Haus? Bericht über die letzten Tage G.Hauptmanns, 1953
Fluchtburg, 1955
Zu Leben und Werk s. Wikipedia: "Gerhart Hauptmann".
Die freundschaftlichen Beziehungen von Arzt Otto Weddigen und seiner Frau Sigrun, geb.v.Unwerth zur Familie Hauptmann die Haus Wiesenstein in Agnetendorf bewohnte, datieren ins Jahr 1939. Als Lungen-Arzt kümmerte sie O.W. namentlich um Margarete Hauptmann, die von schwächelnder Konstitution war. Die Kontakte zu letzterer rissen auch nach dem Tode G.H's nicht ab.
O.W. als Riesengebirgswanderer und -kenner begleitete die Hauptmann's
auf Streifzügen durch die Wälder und Auen der Umgebung Agnetendorfs, in der Hauptmann landschaftliche Inspiration zu seinen spätesten Werken suchte und fand. Mit Weddigen verband Hauptmann die Naturrezeption, das Schreiben von Tagebüchern und Briefen das peripatetische Gespräch über Philosophie, Ästhetik und Kulturgeschichte und ein Interesse an Träumen. Die Ehefrauen das Pflegen von Gesprächen über gesellschaftliche Ereignisse, verwandtschaftliche Beziehungen, Jugenderlebnisse und natürlich die Kinder...
Auch Hauptmanns Sekretäre, verlegerische Helfer wie Erhard Kästner und Gerhart Pohl waren Anlass zu mancherlei Begegnungen; eine wichtige Mittlerfigur spielte die Künstlerin Charlotte Pauly, die Hauptmann noch auf seinem Totenbett konterfeite.
Der Bahn-Transport des Leichnams nach Hiddensee erlaubte Margarete und Sigrun einige wenige Zimelien der Familie Weddigen zu retten.
Otto Weddigen verfasste ein Essay zu Gerhart Hauptmann und Sigrun bringt in ihren "Lebenserinnerungen" (Typoskript) Details zur Zeit in Agnetendorf.
Erhart Kästners Vater war Gymnasiallehrer. Seine Jugend und Schulzeit verbrachte er in Augsburg am Gymnasium bei St. Anna. Kästner absolvierte eine Buchhändlerlehre, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Freiburg im Breisgau, Kiel und Leipzigund schloss das Studium mit der Promotion ab. Das Thema seiner Dissertation lautete „Wahn und Wirklichkeit im Drama der Goethezeit“.
1930 bis 1936 war er Bibliothekar an der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden und richtete dort das Buchmuseum ein. 1936 bis 1938 arbeitete er als Sekretär von Gerhart Hauptmann (als Ersatz für Elisabeth Jungmann). 1939 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und wurde mit Billigung des R.min. für Prop. & Volksaufkl. dazu freigestellt, für die kämpfende Truppe Bücher über Griechenland zu verfassen. Die Nachkriegsauflagen seiner Bücher erschienen, von peinlichen nationalen Panegyriken gereinigt, im Insel-Verlag: Kreta (1946), Ölberge, Weinberge (1953) und Griechische Inseln.
Nach Kriegsende verbrachte Kästner zwei Jahre als Kriegsgefangener in Nordafrika, nachdem ihn britisches Militär auf Rhodos unter dem Verdacht geheimdienstlicher Tätigkeit verhaftet hatte. Über seinen Aufenthalt in einem Lager im ägyptischen Fayid schrieb er das Buch Zeltbuch von Tumilat.
Von 1950 bis 1968 war er Direktor der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, die unter seiner Leitung zu einer Bibliotheca illustris ausgebaut wurde. Nach seiner Pensionierung zog er nach Staufen im Breisgau.
Erhart Kästner galt lange Zeit als einer der „leisen“ Schriftsteller der deutschen Nachkriegsära. Seine stilistisch geschliffenen und kunstvoll komponierten Prosawerke passten bei ihrem Erscheinen in den fünfziger und sechziger Jahren gut zum allgemeinen Wunsch nach Verdrängung. „Über das Dunkle ist zu schweigen“ (Zitat E. Kästner).
Der umfangreiche Nachlass Erhart Kästners mit mehr als 17.000 Blättern von Werkmanuskripten und mehr als 6000 Briefen befindet sich seit 1984 in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.
1954 heiratete er die Restauratorin Anita Kästner, geb. Vogel (1924-2011).
Friedrich Michael, familiär liebevoll "Onz" genannt, und Musikerin Frau Margarethe waren zeitlebens enge Freunde der Familien von Unwerth, de Boor, Diels, Weddigen und Dreschel (in Sigruns Gästebuch sind Michaels zwischen 1953 und 1977 acht mal vertreten, in Bern sogar 22 mal, die Gegenbesuche von Familienmitgliedern in Wiesbaden waren ebenso zahlreich...).Die beiden verlebten sowohl im Hause de Boor in Bern wie bei Dreschels in Luzern ungezählte geniesserische Besuchstage, deren Niederschlag in beider Gästebuch ein witzig feinsinniges Konglmerat von Prosa und Gereimten überkommen ist.
Leben:
Friedrich Michael wurde am 30. Oktober 1892 als einziges Kind eines Arztes im thüringischen Ilmenau geboren. Bereits während seiner Gymnasialzeit in Schleusingenerwachte sein Interesse am Theater, das ihn zeitlebens begleiten sollte.
Nach dem Abitur 1911 ging er zum Studium der Literatur- und Theaterwissenschaft nach Freiburg, München, Marburg und schließlich 1913 nach Leipzig, wo er 1918 bei Georg Witkowski und Albert Köster zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Seine während der Kriegsjahre entstandene Dissertation behandelte Die Anfänge der Theaterkritik in Deutschland und versuchte – wie Michael im Vorwort vermerkte – »zum ersten Mal, wissenschaftlich in ein Gebiet einzudringen, das bisher von der Forschung nur gelegentlich gestreift worden ist«.
Das Theater war auch der Gegenstand seines nächsten größeren Werkes, einer Geschichte des deutschen Theaters (zuerst 1923), die als „Der kleine Michael“ noch immer in den germanistischen Seminaren der Universitäten zu finden ist – in immer wieder aktualisierten und inzwischen durch Hans Daiber fortgeführten Editionen.
Durch seinen Doktorvater Witkowski kam Michael, inzwischen verheiratet, auch in Kontakt mit Anton Kippenberg, dem Leiter des Leipziger Insel Verlages. Für ihn arbeitete er zunächst als Redakteur der Zeitschrift Das deutsche Buch, dann als freier Mitarbeiter des Verlags und Herausgeber von Werkausgaben zahlreicher Klassiker wie Heinrich Heine, Friedrich Hölderlin oder Heinrich von Kleist. Daneben veröffentlichte er mehrere kleine Erzählungen in den Feuilletons verschiedener Tageszeitungen und 1929 sein erstes belletristisches Werk: eine Satire mit dem Titel Attentat. Chronik einer fixen Idee. Mit diesem Werk habe er, schrieb Michael später, mit dem Feuer gespielt – „allzu bald sollte es brennen“. Das folgende Buch, der Roman Die gut empfohlene Frau (1932) fand sich bald auf der Liste der von den Nationalsozialisten unerwünschten Literatur wieder, was zugleich auch das Ende von Michaels Redakteurstätigkeit bedeutete.
Kippenberg bot ihm an, als Lektor und sein Assistent fest beim Insel Verlag anzufangen, den Michael Jahre später, nach Kippenbergs Tod 1950, ein Jahrzehnt lang leiten sollte.
Da nicht mit einem Schreibverbot belegt, konnte Michael neben seiner Verlagsarbeit auch weiterhin schriftstellerisch tätig sein. Es entstanden unter anderem Gedichte und die beiden Romane Flucht nach Madras (1934) und Silvia und die Freier (1941). Auch mehrere Bühnenstücke erarbeitete Michael in jenen Jahren, darunter das bekannte Lustspiel Der blaue Strohhut (Uraufführung im Februar 1942). Lange Zeit galt dieses Stück als dramatisches Debütwerk Friedrich Michaels; erst viele Jahre später wurde durch den Nachlass Michaels und Briefe Erich Kästners bekannt, dass Michael bereits Mitte der 20er Jahre an Theaterstücken arbeitete und zudem gemeinsame Theater-Projekte der beiden Autoren geplant waren, die jedoch wohl nie realisiert wurden.
In den Nachkriegsjahren schickte man Michael nach Wiesbaden, um dort – angesichts der drohenden Teilung Deutschlands – eine westdeutsche Dependance des Insel Verlages aufzubauen. Hier starb Friedrich Michael am 22. Juni 1986.
Die Michaels hatten zwei frühverstorbene Söhne, Peter und Wolf.
Werke:
Auf Anregung und unter Mitarbeit von Volker Michels erschien ab 1983 eine ursprünglich auf 18 Bände angelegte Edition der Gesammelten Schriften Friedrich Michaels, deren siebter und vorläufig letzter Band 1993 publiziert wurde:
Daneben erschien unter anderem: Die Anfänge der Theaterkritik in Deutschland [Kapitel 1:] Das Mittelalter und sein Ausklang. In: Das deutsche Drama, in Verbindung mit Rudolf Wolkan ; mit Hans Daiber: Geschichte des deutschen Theaters; Tagebuch Januar bis Juni 1945
Widmungen: Kleine Reise nach England (an Sigrid von Unwerth, Hamburg 1937)
Causerien am Kochbrunnen (zum 80j. Geburtstag, Insel 1972; Ellen de Boor)
Gastliches Haus (Zürich Arche 1967, Ellen de Boor)
Drei Komödien ( Wiesbaden Dieterich 1946, Sigrun und Otto Weddigen 1948)
Freunde in der Schweiz (für Helmut & Ellen de Boor, Hamburg 1939)
Nachlass:
Ein Teil des Nachlasses Friedrich Michaels liegt heute in der Handschriftenabteilung des Deutschen Literaturarchivs Marbach. In insgesamt 22 Kästen finden sich dort Lyrik, Prosa und Korrespondenzen, aber auch autobiographische Schriften wie die Tagebücher 1927–1977 und Dokumente wie Zeugnisse, Verträge und ein Exemplar des Memoiren-Manuskripts Georg Witkowskis.
Shmuel Shapiro wird am 19. September 1924 als Sohn
jüdischer Einwanderer, die um die Jahrhundertwende aus Russland nach Amerika emigrierten, in New Britain (Connecticut, USA) geboren. Die Familie betreibt einen kleinen Milchhandel. Bereits mit 15
Jahren beginnt er ein vierjähiges Kunststudium an der Art School in Hartford, Connecticut. Seine Lehrer sind F.S. Hind und Howard
Ahrens. 1943 muss er seine Ausbildung abbrechen. Er wird Soldat, kommt nach Europa und nimmt als Feldwebel des 286. Pionier Bataillons an der
Befreiung Colmars teil.
1946 in die USA zurückgekehrt, nimmt er seine Studien an der Art School in Hartford, Connecticut, wieder auf. Er widmet
sich der Malerei bei Professor Henrik Mayer und besucht die Bildhauerklasse von Henry Kreis. 1947 wechselt er an die Museum
School, Boston. Hier arbeitet er u.a. bei Karl Zerbe. Besonders jenem Professor verdankt er die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Deutschen Expressionismus. Zerbe vermittelt die Malerei
Heckels oder Beckmanns und lässt zudem seine Schüler den abstrakten Expressionismus der amerikanischen Schule mit Willem de Kooning, Robert Motherwell, Sam Francis
nachvollziehen. 1948 kommt Shapiro nach New York an die Art Students League, jene Institution, an der George Grosz in den dreißiger Jahren unterrichtet
hatte. Sein Lehrer ist u.a. Reginald Marsh. 1950 kehrt Shapiro nach Boston zurück. An der freien Akademie, der Butera School of Art, belegt er Kurse, sein privater Mentor ist Hyman Bloom. Noch
immer hat der Künstler das Gefühl ein Lernender zu sein.
1952 – es ist das Jahr der Begriffsprägung „Action Painting“ angesichts von Pollocks Drippaintings –
geht Shapiro nach Indiana. Am John Herron Art Institute studiert er Malerei und
Grafik. 1953 bis 55 arbeitet er an der Indiana University, Bloomington. Hier macht er den Master of Fine Arts und unterrichtet
als Assistent von Professor Engel selbst eine Zeichenklasse. Noch während seines Indianaaufenthaltes beteiligt sich Shapiro an der dritten Internationale für Druckgrafik in Cincinaty/Ohio, sowie an der Ausstellung „Young American
Printmakers“ des Museum of Modern Art in New York.
1955 reist er als Fulbright-Stipendiat glücklich nach Europa. Paris, die Kunstmetropole, in der Picasso, Chagall oder Miró
einem auf der Straße begegnen konnten, ist die Stadt seiner Träume. Er arbeitet im Atelier 17 bei Stanley W. Hayter. Miró, Chagall und Giacometti lernt er erkennen. Corneille und de Nicolas Staël
und viele andere werden seine Freunde. Er bezieht ein eigenes Atelier im Impasse Ronsin. Brancusi und Tinguely sind seine unmittelbaren Nachbarn. 1957 gibt er private Malkurse am American
Students and Artists Center in Paris.
Shapiro ist ein wenig konstanter Mensch. Er wechselt Galeristen, Wohnort,
Lebenssituationen. In der Zeit von 1957-76 lebt er wechselnd in Frankreich, der Schweiz, Deutschland und den
USA. 1960 kehrt Shmuel Shapiro nach Amerika zurück. Bald merkt
er, dass ihm das Leben dort fremd geworden ist . Im "wildest spot of Germany", Wilsflecken später in Oberbach, kleinen Dörfern in der Rhön, findet er Ruhe zum Arbeiten. Die Streitgespräche über
Aesthetik, Philosophie und Lebenskunst prägen die langen Tage und Abende bei O.Weddigen und seinen Freunden in Wildflecken. Wieder, wie schon in Paris, arbeitet der Künstler um zu überleben.
Dabei wechseln Phasen großer Euphorie mit Zeiten tiefer Depression.
1963-67 folgen die „Karlsruher Jahre“: In Karlsruhe beginnt ein
bedeutender Abschnitt in Shapiros Leben, mit wichtigen Bekanntschaften, zahlreichen Ausstellungen, und künstlerischen Anreizen. 1963 zieht die Familie in die
Fächerstadt.Shapiro wird nicht nur Mitglied des Badischen Kunstvereins und des Künstlerbundes Baden-Württemberg, sondern schließt sich auch der
kleinen jüdischen Gemeinde Karlsruhe an.
Der „Holocaust“ mit Auschwitz und der grauenhaften Todesmaschinerie des Nationalsozialismus wird in dem wichtigen grafischen Zyklus „Tor des Todes“ zum Thema. Das Ehepaar Dr. Ulrike
und Prof. Jürgen Thimme ebnet Shapiro den Weg zu Galerien und
Kunstvereinen. Shapiro schließt enge Freundschaft mit Künstlern der Karlsruher Akademie,
wie mit Georg Meistermann, Heinz Schanz, Wilhelm Schnarrenberger und vielen anderen. Es entsteht ein Kreis von Kunstfreunden, die das Werk Shapiros schätzen und sammeln.
1967 verlässt der Künstler Karlsruhe. Die folgenden zwei Jahre lebt er in Wissembourg im Elsaß. In dieser Zeit der
wachsenden internationalen Anerkennung stellt er in London, Oxford und Schottland aus. 1969 zieht es ihn erneut in die USA, nach
Westport. Nach schwerer Krankheit beschließt er 1970 abermals nach Europa zu reisen. Er geht nach Basel. Hier entstehen abstrakte
Bilder, die „in der bekannten starken Farbigkeit Naturhaftes assoziieren (...). Dennoch kommt die Landschaft aber auch das Stilleben und die menschliche Figur (…) stärker zur Geltung (…).“
(Barabara Lipps-Kant) Es entsteht die „Mazel Tov Suite“, eine Folge von 13 großformatigen Lithografien. In Basel lernt Shapiro Mark Tobey kennen und etabliert sich mit zwei wichtigen Ausstellungen, die ihm viele Aufträge und Ausstellungen
einbringen.
Es folgen weitere Wechsel der Wohnsitze: 1972 lebt Shapiro in Buix im Jura, 1973 in New York, dann wieder in
Buix und Basel. 1974 erhält er eine Professur an der Universität von Halifax, Canada. Im
Jahr 1975 lernt Shapiro den Galeristen Ewald Schrade kennen. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen Künstler und dem Galeristen,
lebenslangen Freund und Förderer. Schrade beigeistert ihn für eine erste Ausstellung in der Schloßhofgalerie Kißlegg und für die Schönheit des Allgäus, mit dem Erfolg, dass sich der Maler
von 1976 bis 1983 endgültig in Immenried niederlässt.
Von1975 bis 1979 unterrichtet Shapiro an der Winterakademie und lernt hier seine spätere Lebensgefährtin Ruth Lichti kennen. In Erich Mansen und Bernhard
Spahn findet er neue Freunde. Diese Jahre sind geprägt von großartigen Erfolgen und künstlerischem Engagement.
Shapiros letzte Ausstellungen finden 1982 in der Galerie Schrade in Kißlegg und Lindau statt. Am 12.
August 1983 stirbt er 58jährig in Ravensburg nach Vollendung eines beeindruckenden Bildes.
Viele Studienreisen und Arbeitsaufenthalte führten Shapiro u.a. nach Wien,
London, Florenz, in die Provence und nach Israel.
Shaprios Malweise,
das sinnlich-leidenschaftliches „Fest der Farben“ (Ruth Lichti), erinnert an das Amerikanische Action Painting. Erkennbar sind auch die Europäischen Einflüsse des Informell, der
Abstraktion und des expressionistischen Gestus. Shapiro bringt Farbe in Öl- und
Acrylbildern, in Gouachen und Collagen zu faszinierender Entfaltung. Er „formt sie mittels neben einander gesetzter, einander überlappender, sich auftürmender Farbfelder zu Gegenden“ (Melanie
Klier). Seit den 70er Jahren „transponiert er das Erleben der Landschaft in reine Farbereignisse. (...) Die Impulse des Dynamischen sind die bildbeherrschenden Faktoren dieser sich für alle
Veränderungen offen haltenden Malerei“ (Günther Wirth). Wobei Shapiromühelos von einer Tonart in die
andere wechselt, vom Komplex-Dramatischen zum Lyrisch-Leisen, von der gestischen Abstraktion zur Figuration. „Im Malen vergewissert sich Shapiro der Schönheit der Welt“, schreibt Erich Mansen über den Vollblutmaler – und trifft den Kern.
Ausstellungen (Auswahl)
Die Arbeiten Shapiros wurden seit seiner Jugend in zahlreichen Ausstellungen in den USA und vornehmlich in Europa gezeigt. Werke von Shmuel Shapiro waren bereits auf der ersten ART
Basel im Jahre 1970 vertreten. In folgenden Jahren und Jahrzehnten war er auf dieser heute geradezu legendären Kunstmesse wiederholt mit neuen Arbeiten
präsent.
Arbeiten des Künstlers russisch-jüdischer Abstammung befinden sich in zahlreichen privaten und prominenten, öffentlichen Sammlungen, beispielsweise in der Sammlung der Tate
London.
copyright Galerie Schrade