Deszendenz:
Johann Wilhelm Weddigen (Bielefeld 1795-1880 Barmen, Sohn des Kaufmanns Johannes Weddigen 1762-1827) verh. Johanna Christiane Bellingrath (Barmen 1799-1865 Barmen), 13 Kinder.
[Nach ihnen wurde von Fritz Weddigen 1941 der „Familienverband Weddigen e.V.“ gegründet, erneuert und fortgesetzt durch Günther Schlegtendal 1983, in Herford.]
Nachkommen Wilhelms: Christian Wilhelm (*1824), Friedrich Heinrich "Fritz" (*1825), Heinrich August (*1827), Ludwig "Louis" (*1828), Emilie Wilhelmine (*1829, verh.m. B. Schlegtendal), Theodor Carl (*1831), Elise (*1833), Maria Johanna (*1834), Christian August (*1836), Christian Herrmann (*1838), Julie Wilhelmine (*1839), Carl August (*1841), Otto Bernhard (*1841).
Theodor Carl Weddigen (Barmen *1831 - † 1909 Breslau), verh. m. Elisabeth geb. Buddeberg (*1836 - 1872) sind Eltern von:
Wilhelm Ernst Theodor Weddigen (*12.9.1864 - † 16.4.1918, Regierungsbaurat, im Krieg Eisenbahnbeamter), verheiratet mit Maria Johanna Margarete LuiseThielhorn (*1.10.1874 - † 1941) diese sind Eltern von Fritz (*13.6.1896 - † 31.8.1918), Rudolf (*17.6.1900 - † 31.12.1907), Walter (*13.2.1895 - † 26.5.1978) und Otto Johannes (3.12.1905 - † 11.10.1987).
1906 Übersiedelung der Familie von Köln nach Breslau. Ab 1933 Niederlassung in Agnetendor f(Riesengebirge, Schlesien) als Landarzt.
Erste Ehe: 26.Okt.1933 mit Volljüdin Dr. Eva Johanna Weddigen, geb. Milch (Schwester des Germanisten Prof. Dr. Werner Milch * 16.1.1903 Breslau - + 21.4.1950 Baden-Baden, seit 1933 NS-verfolgt, Emigration, ab 1949 Dozent des germ. Seminars der Uni. Marburg); (Frühjahr 1934 Evas Suizidversuch), geschieden am 21.Juni 1938 in Hirschberg Riesengebirge, infolge deren Möglichkeit als Ärztin nach London, dann Afrika und USA auswandern zu können.
Zweite Ehe: 4.1.1939 mit Sigrun Wolfhild Dorothea Augusta, geb. von Unwerth (*23.6.1916 in Greifswald - † 25.10.2009 in Luzern) wurde am 23.Okt.1952 geschieden.
Kinder: (mit Sigrun, geb. von Unwerth) Erasmus, Richard Alfred Werner Weddigen (Agnetendorf, Schlesien * 1.4.1941) und Angelika Weddigen (* 26.6.1943 in Agnetendorf – † Herbst 1962 nahe Corneville. F).
Wegen der Heirat mit Eva und Weigerung einer Zwangs-Scheidung musste O. seine Stellung am Breslauer Spital kündigen. Otto lebte seit 1933 in Agnetendorf. (Bestätigungsschreiben durch Gerhart Hauptmann vom 11.Nov.1945, dass O. kriegsbedingt 1942 nach Krummhübel übersiedeln musste. Schriftsteller und Freund Gerhart Pohl, Gründer der Antifaschistischen Liga ( mit Theo Haubach, Carlo Mierendorf, Jochen Klepper mit Familie, Werner Milch sowie Walter Weddigen u.a.) bescheinigte seine Zugehörigkeit (Ausweis Nr.19) am 20.8.1945.
Peter Alfons Steiniger bestätigt, am 10.5.1945 von O. vor der Strafkompanie Todt bewahrt worden zu sein und ihn als Halbjuden im eignen Haus versteckt zu haben, ebenso wie den jüdischen Jungen Hans-Horst Larisch (* 21.7.1931 Berlin). Eine lebenslange Freundschaft verband ihn neben seinem verehrten Mentor Dr. Alfred Landsberger (erm.1944) mit Henry Kempe (6.4.1922 - 8.3.1984)* und Richard Glass (*1906)** sowie deren Familien, die das Glück hatten, dem Naziterror nach den USA zu entkommen.
Otto überschritt am 20.12.1945 aus Tschechien kommend die bayerische Grenze, um anschliessend in Wildflecken/Rhön als Arzt der amerikanischen Besatzungstruppen, später ebendort als niedergelassener Arzt bis 1965 zu wirken. Er lebte nach dem Tod der Tochter Angelika zeitweise in Rom und anschliessend als Chefarzt und Pensionär im Waldsanatorium Planegg bei München.
Ottos Naturverbundenheit die ihn in jungen Jahren der Wandervogel-Bewegung angehören liessen, später ihn zu unentwegten Reisen und Fuss- wie Faltbootwanderungen ermunterten, trugen ihm in den Jahren des Wirkens in Riesengebirge den bewundernden Spottnamen Rübezahl ein, den J.K.A. Musäus in seinen Volksmärchen von 1786 so typisch charakterisierte, dass er zu einem guten Teil das Psychogramm von OW ergänzt:
"Denn Freund Rübezahl sollt ihr wissen, ist geartet wie ein Kraftgenie, launisch, ungestüm sonderbar; bengelhaft, roh, unbescheiden; stolz, eitel wankelmütig, heute der wärmste Freund, morgen fremd und kalt; zu Zeiten gutmütig, edel und empfindsam; aber mit sich selbst in stetem Widerspruch; albern und weise, oft weich und hart in zween Augenblicken, wie ein Ei, das in siedend Wasser fällt; schalkhaft und bieder, störrisch und beugsam; nach der Stimmung, wie ihn Humor und innrer Drang beim ersten Anblick jedes Ding ergreifen lässt." Dass den Waldgeist nichts mehr denn der Fluch der Einsamkeit, der Langeweile und der Niedegeschlagenheit bedrohte und ihn der idealisierte Traum der schönen Maid wiederholt betrog, hätte auch Ottos ansehnliche Lektüre nicht wegbuchstabieren können...
Neben O.W's. sehr persönlichen kleinen Schriften, die hier vorgestellt sind, fanden sich über 50 Bändchen Tagebücher aus den Jahren 1916 bis 1936 in fast unleserlicher Miniaturschrift, die es mit grösstem Gewinn vom DTA Emmendingen zu entziffern gelang***.
*s. Annie Kempe, A Good Knight for Children, Booklocker 2007, S.14: "Otto Weddigen, a cultured physician fifteen years Heinz’s elder, was another participant in the intellectual group of friends who met frequently at Dr. Landsberger’s home. Otto would gradually ake a deep impression on young Heinz. An outspoken individual, Otto always thought independently and acted with disregard for conventions. He was very well read, specially admired Greek culture, and loved to participate in the group’s discussions. He was not Jewish, but would eventually marry a young Jewish woman simply to keep her safe from the Nazis; it was a marriage of friendly protection, not one of love. Within three years of their wedding, Otto was finally able to help her to leave Germany, thus likely saving her life. When Otto himself was ordered to report for military service in the German army, he “accidentally” broke his arm to escape serving Hitler. He was not a coward in Heinz’s eyes, but rather a man of conviction whose life could have been made easier had he cooperated with societal dictates. Otto’s choice not to serve in the army was an unpopular decision in his own family, a family that already boasted a fallen war hero; Otto’s own brother had lost his life years earlier while demonstrating valor on a U-Boat during World War I. Without his family’s support, Otto would later work for the Allied Forces in refugee camps after the war, using his skills as a physician to treat the victims of the Nazis. Throughout his life, Otto refused to be concerned about earning money; instead he supported only causes in which he believed, and never Hitler’s regime ..."
**&***Seit Januar 2016 sind Otto Johannes' Tagebücher und die seines jüdischen Freundes Richard Glass (gesamthaft 52 Notizhefte in deutscher winziger Schrift) vom Deutschen Tagebuch-Archiv DTA in Emmendingen entziffert und transkribiert worden und stehen der Forschung zu Verfügung: die Einträge von höchstem Interesse laut DTA betreffen die Jahre 1916 bis 1936 s. DTA Lebensspuren 2016, S.2-5 und 20-21).
Die an die 1500 reizvollen Aquarelle aus 30 Jahren des Wanderns und Beobachtens, aber auch hunderte von noch immer farbprächtigen Diapositiven liegen in Bern archiviert.
Angelika Maria Ellen Weddigen , Tochter von Otto Weddigen und Sigrun geb.von Unwerth wurde in Agnetendorf, Schlesien am 26.Juni 1943 geboren und schon als einjährige während der Kriegswirren in der Schweiz bei den Grosseltern de Boor untergebracht. Erst mit vier sah sie ihre Mutter wieder und erst 1948 brachte sie Friedrich Michael aus Bern nach Wildflecken /Rhön, wo sie eingeschult wurde. Später besuchte sie eine Goldschmiedeschule in Hanau nachdem sie über ein Jahr, von Winter 1960 - Sommer 61 in Denver Colorado bei den Familienfreunden Kinderarzt Dr. Kempe's verbracht hatte und die G.Washington High School besuchte. Eine unglückliche Liebesaffaire mit dem Freund des Vaters, Schriftsteller Wolf Dieter Rogosky (*1940-+1996), führte zu schwerer Krise und dem Entschluss, sich in der Normandie nahe Corneville das Leben zu nehmen. Ihre ausserordentliche Frühreife und Belesenheit geht aus einem bestrickenden Briefwechsel mit ihrem Vater hervor, der sich erhalten hat und hier z.gg.Zt. offengelegt werden soll.